Kriegstraumatisierte Kinder und Jugendliche
Hintergründe
Die vielfältigen Symptome, die infolge von Krieg und Vertreibung bei Kindern und Jugendlichen auftreten, sind als Versuch der Psyche zu sehen, die traumatischen Erfahrungen zu bewältigen.
Feindbilder, Rollenübernahme und unrealistische Heilungserwartungen
Feindbilder:
Vor allem im Zusammenhang mit der „Opferidentität“ bauen kriegsvertriebene Kinder und Jugendliche oft starre Feindbilder auf. Insbesondere Personen, die als kontrollierend und verfolgend wahrgenommen werden – wie Behörden und Sozialarbeiter – können zu Feindbildern werden. Dies kann aber auch Lehrer und Lehrerinnen betreffen.
Rollenübernahme:
Kriegsvertriebene Kinder müssen oft Aufgaben und Verantwortungen übernehmen, die nicht altersgemäß sind. Dies kann z.B. eine Vermittlerrolle in der Außenwelt, aber auch die Versorgung der Eltern beinhalten.
Unrealistische Heilungserwartung:
Vor allem unrealistische Heilungserwartungen auf Grund kultureller Heiltraditionen führen oft dazu, dass Flüchtlinge für sich und ihre Kinder ein unrealistisch schnelles Verschwinden der Symptome erwarten – ohne eigene Beteiligung im therapeutischen Prozess.
Mögliche Folgen:
Die traumatischen Erfahrungen von Krieg und Vertreibung für Kinder und Jugendliche haben weitreichende Folgen für die emotionale, kognitive und soziale Entwicklung. Dies zeigt sich beispielweise in Form von Depressionen und Angstzustände, Drogenmissbrauch. Ebenfalls häufig sind Leistungsversagen und Schulabruch, oder Gesetzesübertretungen und Straftaten.
Verständnisvoller Umgang im Schulalltag:
Für die Verarbeitung des Erlebten ist professionelle Hilfe nötig.
Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen brauchen viel Verständnis, Geduld und Strukturen, welche ihnen Sicherheit geben.
Lehrerinnen und Lehrer ermöglichen ihnen im Schulalltag eine Stabilisierung wenn es ihnen gelingt, im Blick auf das Verhalten der Kinder und Jugendlichen bereits Kontinuität oder kleinste Fortschritte zu würdigen – immer unter dem Aspekt des Wohlwollens, dass diese Schülerinnen und Schüler verletzlicher sind als andere.
Links zu diesem Thema:
Trauma bei Kindern und Jugendlichen durch Kriegserlebnisse
Stiftung: Children for Tomorrow
Projekt zur Therapie Kriegstraumatisierter
Literaturtipps:
„Traumatherapie bei Kindern und Jugendlichen“
Autoren: Markus A. Landolt; Thomas Hensel
Hogrefe, Götting 2007