Mathematik unterrichten in der Vorschule
Ziel des Mathematikunterrichts in der Vorschulstufe ist es, dem Kind, das seine mathematischen Vorläuferfertigkeiten noch nicht zur Schulreife entwickelt hat, für den Beginn der 1. Klasse eine nachhaltige Basis für das Rechnenlernen zu schaffen. Die Prävention von Rechenschwächen ist implizites Ziel.
Im Lehrplan der Volksschule (BGBL. II Nr. 303/2012) steht „Handelnder Umgang mit Gegenständen zur Anbahnung mathematischen Denkens“, das „Feststellen von Eigenschaften“, das „Herstellen von Beziehungen, Symbolisieren, Abstrahieren (und) Verallgemeinern“, kurz die „Förderung des Denkens in handlungsorientierten Lernsituationen“ sind Inhalte der vorschulischen Erziehung. „Die Erarbeitung der Bildungsinhalte des Lehrplans erfolgt in den drei Schritten: Vertraut werden – Handelnder Umgang – Untersuchen/Ordnen und Sichern von Grunderfahrungen.“ „Als Lernform bietet sich das Spiel in Kleingruppen-, Partner- und Einzelaktivitäten besonders an.“ „Der Einsatz von Arbeitsblättern soll nicht zu früh erfolgen und richtet sich nach den individuellen Voraussetzungen der Kinder. Arbeitsblätter dienen keinesfalls als Ersatz für konkrete Aktivitäten.“
Vorschulkinder haben im mathematischen Bereich vor allem in den Bereichen „Zählen“, „Abzählen“ und „Mengenerfassung“ noch Nachholbedarf.
Beim Zählen gibt es manchmal noch Abfolgefehler, häufig wird die Zahlenreihe lediglich „aufgesagt“, wobei das Weiterzählen ab einer bestimmten Zahl und das rückwärts Zählen nur stockend gelingen.
Beim Abzählen schaffen die Vorschulkinder oft noch keine sichere 1:1 Zuordnung von Gegenstand und Zahlwort.
In der Mengenauffassung sind bei vielen Kindern simultane Mengenerfassungen von nur 2-3 Mengen am Anfang der Vorschule möglich. Die Mengenkonstanz ist oft noch nicht gegeben.
In schulischen Alltagssituationen oder kleinen Projekten (z.B. „wir werden immer größer“) machen die Kinder „mathematische Grunderfahrungen“ (Fthenakis 2014, S. 16), die von den Lehrpersonen in gemeinsame Kommunikation zur „Vertiefung des Verständnisses“ für die Besonderheiten und Regelmäßigkeiten des Beobachteten gelenkt werden sollten. Spiele und Erkundungen der kindlichen Welt stehen im Vordergrund. Hier zählen die Kinder oft wie nebenbei ab, entdecken und nützen Muster um Anzahlen ermitteln und vergleichen zu können. Das unterstützt bei den Kindern das „rechnende Zählen“, das zur Prävention von Rechenschwäche Entscheidendes beiträgt.
Wenn Kinder Rechnungen aufschreiben wollen, so sollten die Kinder zunächst ihre individuelle Form entwickeln dürfen, das formale Rechnen (mit Ziffern in Gleichungsform) sollte in der Vorschulzeit aber nicht unterrichtet werden, da es den Kindern schadet, Stoff der 1. Klasse vorzuziehen, statt an ihren Vorläuferfertigkeiten zu arbeiten.
Empfehlungswerte Programme für die Vorschule sind: „Mengen, zählen, Zahlen“ von Krajewski u.a. und das „Zahlenbuch-Frühförderprogramm“ von Wittmann und Müller.
Literatur:
- Fthenakis, W. (Hrsg.) (2014): Frühe mathematische Bildung. Natur-Wissen schaffen 2. Essen: Lern-Spiel-Verlag
- Krajewski, K. u.a. (2007): Mengen, zählen, Zahlen. Die Welt der Mathematik verstehen. Förderkonzept. Berlin: Cornelsen
- Lehrplan der Volksschule, BGBl. II Nr. 303/2012 vom 13. September 2012
- Wittmann, E. (2011): Über das „rechnende Zählen“ zum „denkenden Rechnen“.
- Wittmann, E./Müller G. (o.J.): Zahlenbuch-Förderprogramm